Die Belieferung von Materialien in die Pflege- und Funktionsbereiche ist die Kernaufgabe der Krankenhauslogistik. Der tägliche Transport unterschiedlichster Güter wie Arzneimittel, Medikalprodukte, Wäsche, Speisen, Abfall, Sterilgut oder Laborproben obliegt unter anderem der Logistikregel, das richtige Gut zur richtigen Zeit an den richtigen Ort in der richtigen Qualität zu transportieren. Um dieses zuverlässig, robust und kosteneffizient zu ermöglichen, wird die Beförderung innerhalb und zwischen Gebäuden zunehmend automatisiert.
Thomas Bredehorn
Stv. Abteilungsleiter Health Care Logistics Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML
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Für die kleinen Dinge im Krankenhaus – Rohrpostanlage
Die Rohrpostanlage zum Transport von kleinvolumigen Gütern ist in vielen Krankenhäusern nicht mehr wegzudenken. Sie ist ein bereits seit über 150 Jahre genutztes Transportmittel, welches Laborproben, Medikamente bis hin zu Blutprodukte versendet. Während in vielen anderen Branchen und Unternehmen der Einsatz der Rohrpost aufgrund der Digitalisierung und dem damit einhergehenden Entfall von Papierdokumenten abnimmt, ist die Rohrpost im Krankenhaus auch in Zukunft ein wichtiges Transportmittel. Die Digitalisierung hilft viel mehr, die Anlagen durch unterstützende Software effizienter zu gestalten. Die hohe Geschwindigkeit ermöglicht es, dass alle angeschlossenen Funktionsbereiche in wenigen Minuten Güter sicher verschicken und in Empfang nehmen können. Dabei kann eine automatische Dokumentation der Sendungsvorgänge erfolgen, die zu einer besseren Koordination und Qualitätskontrolle der internen Logistik beiträgt und den Transportdienst entlastet. Ver- und Entriegelungsmechanismen erhöhen dabei die Manipulationssicherheit an der Buchse. In Kombination mit beispielsweise einer Unit-Dose-Anlage kann so ein hoher Automatisierungsgrad in der Apothekenlogistik erzielt werden. Aufgrund der Einsatzmöglichkeiten und Flexibilitätsanforderungen ist für eine zukunftsfähige Neukonzeptionierung oder Modernisierung einer Anlage die Kalkulation der Transportmengen und passgenauen Dimensionierung ausschlaggebend.
Die Individualisierung der Fahrerlosen Transportfahrzeuge
Großvolumige Materialien wie Speisen, Wäsche, Medikalprodukte, Abfall oder Sterilgüter können durch Fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) in den Versorgungsgängen im Krankenhaus transportiert werden. Die Fahrt bis zu den Pflegestationen über Aufzüge ist dabei keine Seltenheit mehr und in vielen Krankenhäusern weltweit zu finden.
Durch die heute verfügbare Sensortechnologie sind Unfälle mit Patienten, Besuchern oder Mitarbeitern nahezu auszuschließen. Klassische Fahrerlose Transportsysteme (FTS) transportieren Gitterboxen oder verschlossene Container zwischen Versorgungseinrichtungen (Küche, Wäscherei, AEMP oder Zentrallager), Pflegestationen und Funktionsbereichen. Seit geraumer Zeit etablieren sich neben dem klassischen FTS für großvolumige Transporte zusätzlich fahrerlose Kleinlasttransportfahrzeuge (Klein-FTF). Immer häufiger wird sich in strategischen Zukunfts- und Bauprojekten mit der Frage beschäftigt, in welcher Form diese Transportmittel die Abläufe im Krankenhaus verbessern und gleichzeitig wirtschaftlich sind. Die Klein-FTF ähneln in ihrer technischen Grundstruktur den klassischen FTF. Jedoch handelt es sich um kleinere Fahrzeuge, deren Einsatzbereich durch den Austausch spezifischer Aufsätze auf dem Fahrunterbau variiert werden kann. Ob die Lieferung von Medikamentenkisten aus der Apotheke oder der automatische Transport von Speisentabletts auf den Stationen im Vordergrund steht, ist individuell einzurichten. Wie ein Beispiel aus Dänemark zeigt, werden Klein-FTF aber auch innerhalb von Versorgungsbereichen neu eingesetzt. In einer AEMP findet beispielsweise der Transport der Sterilgüter innerhalb des Bereiches und unter hohen hygienischen Standards statt. Die unterschiedlichen Fahrzeugtypen und Anwendungsfälle weisen darauf hin, dass in Zukunft häufiger Kombinationen von unterschiedlichen, automatisierten Transportmitteln in Krankenhäusern eingesetzt werden. Daher müssen in Krankenhäusern zunehmend Entscheidungen getroffen werden, welche Typen von Transportfahrzeugen eingesetzt werden sollen. Kombinationen aus einem klassischen FTS, die Abfälle und Wäsche transportieren und Klein FTF, die zum Beispiel den täglichen Medikamentenbedarf auf die Stationen liefern, werden die Organisation der Transportlogistik im Krankenhaus verändern. In dieser zunehmenden Komplexität wird es immer wichtiger sein, bereits während der Auswahl und Konzeptionierung der Transportmittel eine fundierte Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsanalyse durchzuführen.
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